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der Lästerer

Und so blieb Weihnachten ...
von Andara[ROH]
Dezember 1999


Joyful, all ye nations rise
Join the triumph of the skies
With angelic host proclaim :
"Christ is born in Betlehem"

Der Pfarrer nahm die Schale und ging zum Altar. Die Meßdiener trugen die einzelnen Utensilien nach hinten. Die Leute verließen der Reihe nach die Kirche. Pater Franc sah in die Schale. Heute war Weihnachten und die Leute waren in Geberlaune. Er sah einige größere Scheine in der Schale. Es war eigenartig - irgendwie. Das ganze Jahr spendeten die wenigsten der Leute für irgendeine Sache. Kinder der verschiedensten Einrichtungen - sei dies die Caritas, das Rote Kreuz, eine Organisation welche Erdbebenopfer in einem entfernten Land unterstützen wollten - versuchten während des Jahres Spendengelder zu erhalten. Meist wurden sie bereits an der Tür abgewimmelt. Niemad gab gerne sein sauer verdientes Geld aus für ein Opfer in irgendeinem Land, welches man vielleicht nichteinmal genau wußte, wo es lag. Doch zu Weihnachten war so vieles anders. Auch Pater Franc freute sich über Weihnachten und für ihn war es das Fest des christlichen Glaubens. Doch er glaubte, viele spendeten einfach aus dem Grund soviel Geld, weil es einfach ihr Gewissen beruhigte.

Weil es einen reinwäscht. Weil man sich nachher sagen konnte : "Ich bin eigentlich ein guter Mensch". Wenn man dies allerdings sehr genau betrachtete - wenn man wirklich ehrlich war - konnte man sagen, daß es nicht die Höhe eines Geldbetrages war, die eine Spende ausmachte. Nein. Es war das Herz, welches dahinter sein mußte. Dann wurde eine Spende wertvoll. Dann war es vielleicht eines der wertvollsten Dinge auf dieser Erde.

Leise knarrend öffnete sich die Kirchentüre. Franc wandte sich überrascht um. Wer kam um diese Zeit noch in die Kirche. Eine altes, in Fetzen gehülltes, ungepflegtes Weiblein tappste langsam den Kirchengang herauf. Franc mußte lächeln. Er nannte sie - wie viele ander auch - Fetzen-Lilly. Ihren richtigen Namen wußte er nicht, wenngleich er sie auch schon über 5 Jahre kannte. Aber das Lächeln verging ihm als er ihre Schulter sah. Langsam lief Blut über ihren Arm, bildete einen kleinen Tropfen an der Ellbeuge und fiel dann zu Boden. Sie humpelte leicht. Angst stand in ihren Augen geschrieben. Franc eilte auf sie zu. Und das war keine Sekunde zu spät denn sie wäre gestürzt. Der Pater fing die alte Frau auf und drehte sie leicht seitlich um sie auf eine der Kirchenbänke zu setzen. Er überzeugte sich das sie halbwegs sicher saß und lief nach vorne um Verbandsmaterial zu holen.

Frank verband die Frau so gut es ging. Er war kein Arzt, aber er hoffte, es würde reichen. Die Frau wimmerte vor sich hin und er versuchte, sie zu beruhigen. Nach 10 Minuten schaffte er das auch halbwegs. Während der Pater abwartete, daß die Frau wieder zu sich kam vermeinte er ein paar mal außerhalb der Kirche Geräusche zu vernehmen. Ein eigenartiges "Flapp, flapp ...". Doch der Pater tat es mit einem Schulterzucken ab.

Ein Schrei der Frau ließ ihn zusammenzucken. Beruhigend legte er ihr die Hand auf die unverletzte Schulter. Fragend sah er der Frau in die Augen und er sah auch, daß sie ihn nun registrierte. Und er sah noch etwas in ihr : Die Angst.



Wir sind keine Religion
Wir sind nicht deines Gottes Sohn
Doch wir sind das woran du glaubst
Wir sind das was du auch brauchst
( Böhse Onkelz )

Die Frau sprang auf und lief zur Kirchentür. "Sie kommen ... sie holen mich ... ich muß weg und ...". Dann war sie bei der Tür, riß sie auf und stürmte ins Freie. Der Pater lief ihr nach. Doch er konnte nicht mehr verhindern, was nun geschah. Schattenhafte Wesen packten die Frau. Der Priester stand in der Kirchentüre und meinte, seinen Augen nicht zu trauen. Die "Wesen" - er nannte sie einmal so - pfauchten den Pater an. Sie dachten nicht daran, die Frau loszulassen. Dann hörte Franc die hohe, schrille Stimme eines der Wesen : "Verschwinde - die Frau ist unser. Verziehe dich in deine Kirche und zittere, Menschlein". In diesem Moment nahm der Pater - einer Eingebung folgend - sein geweihtes Kreuz unter seiner Sutane hervor und streckte es den Wesen entgegen. Fauchend wichen die Wesen zurück. Lilly brach zusammen. Mutig ging Pater Franc - das Kreuz vor sich haltend auf die Frau zu. Er versuchte ihr auf die Beine zu helfen doch die Beine der Frau gaben nach. Währenddessen bemerkten die Wesen bereits, daß das Kreuz sie nicht zurückhalten konnte. Es schmerzte sie zwar, aber es war zu schwach. Langsam kreisten sie den Pater ein.

Pater Franc sah sich um. Nun gab es hier keine Ausweg mehr. Die Wesen zogen den Kreis immer enger um ihn. Franc drehte sich und hielt das Kreuz hoch. Aber dies trieb sie nicht mehr zurück. Nur noch einen Meter lies der Kreis ihm Spielraum.

In diesem Moment erstrahlte ein Licht - so hell wie er es noch nie gesehen hatte. Die Wesen schreckten zusammen. Das Licht wurde immer heller und heller. Gleißend trafen seine Strahlen die Wesen, welche sich nicht sehr wohl fühlten. Aus dem hellen Licht trat eine Gestalt. Weiße Flügel bewegten sich am Rücken der Gestalt und ein riesiges, silbrig schimmerendes Schwert wurde von der mächtigen Hand der Gestalt gehalten. Langsam trat die Gestalt aus dem Lichtkreis heraus der langsam begann zu verblassen. Eine Aura des Lichts strahlte um ihn. Franc kannte diese Figur. Oft hatte er sie bereits in der Bibel gesehen. Diese Gestalt wurde dort von der Christlichen Mythologie mit Ehrfurcht erwähnt. Man nannte ihn Gabriel. Und der Erzengel war da.



Embedded in a velvet heart of jasmine roses in the dark
The light of sunrise kissing minds to wake up the sleeper in the night
( Dreams of Sanity )

Die mächtige Gestalt drehte langsam das Schwert in ihrer Hand. Die Gestalten sahen ihn lauernd an. "Meinst du nicht, daß wir zu viele für dich sind, Gabriel ?" fauchte eine der Gestalten. Als Antwort kam nur eine weitere Drehung des Schwerts. Der Anführer der Geschöpfe der Nacht gab zweien seiner Untertanen einen Wink. Diese stürzten sich auf den Engel. Doch innerhalb von wenigen Sekunden lagen sie auf dem Boden. "Nicht schlecht, Engel" griente der Anführer. "Doch wie ist es damit ?" deutete er hinter sich. Dutzende weitere Gestalten schlichen sich an. Der Engel öffnete seine Flügel. Das Licht des Mondes warf den beeindruckenden Schatten gegen die Kirchenwand.

Pater Franc hatte es inzwischen geschafft die Frau auf die Beine zu bringen und zog sich mit ihr zur Kirche zurück. Nun hörte er eine Stimme, welche nichts menschliches in sich hatte. "Geschöpfe der Nacht. Lasst ab von diesen Beiden und geht zurück in die Teile der Hölle, aus welcher ihr gekommen seid. Oder fühlt meinen Zorn". Die Gestalten sahen zu ihrem Anführer. Dieser gab ihnen das Zeichen zum Angriff.

"Halt" ertönte eine Stimme, welche den Pater bis auf die Knochen erschauern ließ. Eine Gestalt trat aus der Kirche. Eine Gestalt, die dunkler als die Nacht war. "Was willst du hier" erklang die Stimme des Engels, der sich nicht einmal umdrehte. "Vielleicht hast du es vergessen, Gabriel, aber die Erde ist auch meine Spielwiese." Er deutete den Gestalten zu verschwinden. Sie sahen zu der schwarzen Gestalt und dann zu ihrem Anführer. Doch dem Schwarzen dauerte das zu lange. Er fauchte so brutal, daß der Pater wußte, daß er dies bis an sein Lebensende nie vergessen würde. "Nun willst du es auf einen Kampf zwischen uns ankommen lassen ?" fragte der Engel. "Nein - nicht an diesem Tag. Nicht an Weihnachten" sagte der Schwarze leise. Nun wendete sich der Engel um und sah den Schwarzen an. "Oh ... ein Teufel mit Gefühl" spottete der Engel. "Was weißt du schon von mir, Gabriel". "Ich weiß viel. Du hast dich gegen Gott gestellt. Du hast es gewagt seinen Platz für dich zu beanspruchen. Und wir haben dich von deinem Thron gestoßen. Hinab in die Finsternis." "Ja - ich weiß. Und die Rechnung dafür wirst du noch eines Tages erhalten, Gabriel. Aber du vergißt auch etwas. Etwas, was du nie vergessen solltest. Ich war sein erster Sohn, Gabriel ! Und er liebte mich mehr als alle anderen. Vergiß das nie ... Bruder"

Und der Schwarze wendete sich ab und verschwand in der Dunkelheit. Der Pater umarmte die Frau und brachte sie in die Kirche. Ein Licht der Freude und Dankbarkeit schillerte in ihren Augen. Und so blieb Weihnachten für sie etwas Unvergeßliches.
Etwas, was auch wir nie vergessen sollten.




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